Räucher-Magie mit dem Fliegenpilz
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Das Räuchern ist eine jahrhundertealte Praxis, die tief in der menschlichen Kultur verankert ist. Der aufsteigende Rauch ist mehr als nur ein physisches Phänomen – er ist ein Träger von Botschaften, ein Medium der Transformation und ein Brückenbauer zwischen den Welten. Der Fliegenpilz, mit seiner unverkennbaren roten Kappe und den weißen Punkten, ist als Räucherwerk dabei nicht nur ein Symbol für Mystik und Magie, sondern auch ein Begleiter für die Reise ins Innere.
Bewusstsein – das Spielfeld der Gerüche
Gerüche haben eine tiefgreifende Wirkung auf unser Gehirn. Sie umgehen die rationalen Bereiche unseres Denkens und wirken direkt auf das limbische System, den Sitz von Emotionen, Erinnerungen und Intuition.
Genau hier setzt die Kraft des Räucherns an: Der Duft des Fliegenpilzes entfaltet sich mit pilzig-würzigem Duft und bringt eine feine Energie, die die Türe zu verborgenen inneren Welten öffnet. Dabei kann der Rauch helfen, Klarheit, Freude und Ur-Kraft zu aktivieren – eine Verbindung zur Erde und zu den tiefsten Schichten unseres Selbst. Sein Rauch hat eine erdende, sinnesschärfende und zugleich energetisierende Wirkung – er bringt in den Körper–, wodurch er Prokrastination und innere Widerstände auflösen, die Kreativität fördern und uns helfen kann, in einen Zustand der Gelöstheit oder der inneren Sammlung einzutauchen. Dies macht ihn zu einem wertvollen Begleiter für Meditation, Divination oder einfach für gesellige Runden mit einer Prise Magie.
Worin unterscheidet sich das Fliegenpilz Räuchern vom Verzehr?
Die Wirkung ist vor allem erst einmal feinstofflicher und vor allem sind die Mengen sehr viel geringer. Bei anderen zeitgenössischen Darreichungsformen als Tee, Kapsel oder Tinktur stehen meist die Wirkungen der psychoaktiven Substanzen über einen längeren Zeitraum im Vordergrund – sei es für erholsamen Schlaf, Linderung von Schmerzen oder Regulation des Nervensystems. Aber den meisten von uns wurde beigebracht, der Fliegenpilz sei ein tödlich giftiger Pilz (ist er das?) – weshalb die Einnahme für viele nicht als erster Schritt in Frage kommt, sondern eine sachte Annäherung gewünscht ist. Das Räuchern ist hierbei ideal, den Erstkontakt herzustellen.
Der Fliegenpilz hat in vielen Kulturen einen besonderen Platz. Von schamanischen Ritualen Sibiriens bis hin zu alten Mythen Mitteleuropas (und in der ganzen Welt!) wurde er als Werkzeug zur Bewusstseinserweiterung und als Vermittler zwischen Mensch und Natur geachtet. Beim Räuchern hat er eine subtile, aber kraftvolle Kraft, die sanft die Grenzen der alltäglichen Wahrnehmung verschiebt.
Hier findest du alle unsere Räucherwerke, Angebote zur Begegnung mit dem Meisterwesen und Blogbeiträge im Überblick.
Räuchern mit Fliegenpilz – rituelle Anwendung
Der Prozess des Räucherns erfordert Achtsamkeit und Respekt – besonders mit dem Fliegenpilz. Manche sagen, er eröffnet insbesondere die Tore, um mit den Ahnen und Ahninnen in Kontakt zu treten, manche empfinden eher eine erdendeKraft die in den Körper bringt, andere eine göttlich-lichte Komponente. Wiederrum andere erleben die Kraft des Fliegenpilzes als raumhaltend und tröstend, weshalb er auch für Trauerrituale geeignet sein kann.
My mantra is „Amanita may not always give us what we want, but always what we need“ ~ Marlene, Psychedelic Society Berlin
Hier sind einige praktische Hinweise, wie du diese Erfahrung für dich in deinem Zuhause gestalten kannst.
Kreiere dir deinen Space: Suche dir einen Ort, an dem du ungestört bist und dich sicher fühlst. Das kann ein Meditationsraum, ein Altar oder einfach eine ruhige Ecke in deinem Zuhause sein.
Das richtige Material: Der Fliegenpilz wird oft in getrockneter Form verwendet. Du kannst ihn allein oder in Kombination mit anderen Räucherstoffen verwenden (siehe Rezepturen unten)
Räuchern: Solltest du noch nie geräuchert haben, hier haben wir eine ausführliche Anleitung zusammengestellt.
Momentaufnahme machen: Nimm dir auch hier erst einen kurzen Moment, um deine Umgebung und deinenen Körper sowie dein denken und Fühlen wahrzunehmen – so kannst du eine Momentaufnahme machen um die Differenz zu nach dem Räuchern besser pinpointen zu können.
Den Rauch wirken lassen: Lass deine Aufmerksamkeit nach Innen fließen, schließe gegebenenfalls die Augen und nimm den Duft bewusst wahr. Atme dabei nur so tief ein, wie es entspannt ist für dich und lass den Rauch seine Wirkung entfalten.
Optionale Ideen: Du kannst eventuell Visualisierungen oder Affirmationen nutzen oder damit experimentieren, wie es sich auf deine musischen Fähigkeiten auswirkt – Tanzen, Musizieren oder Malen zum Beispiel.
Nach dem Räuchern: Lüfte ordentlich durch, so dass die rauchigen Anteile „sich verziehen“ und nur die feine Duftnote deines Räucherwerks im Raum bleibt. Achte auch auf deine Träume in der folgenden Nacht!
Dabei ist Räuchern nicht nur eine wundervolle Solo-Praxis … Düfte und insbesondere Räucherwerk macht es Gruppen leicht, sich aufeinander einzuschwingen, „im selben Raum“ zu sein – gerade mit dem Fliegenpilz, denn er liebt es, die Menschen miteinander zu verknüpfen.
3 Ideen für Räucher-Rezepturen mit dem Glückspilz
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Eines der klassischsten Harze zum Räuchern ist wohl Olibanum, das landläufig als Weihrauch bekannt ist (obwohl wir mit jeglichem Rauch aus geschätzten Pflanzen weihen können!) und der Beifuß. Die beiden teilen sich mit dem Fliegenpilz die Eigenschaft, die Träume zu beeinflussen. Die Blüten der Wegwarte dient dabei als wegweisende Pflanzenkraft.
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Der Fliegenpilz lebt in Symbiose mit Nadelbäumen, Birken und Eichen.
Für eine besonders harmonische Mischung bieten sich deshalb Harze und Nadeln von Koniferen an – zum Beispiel Kiefernharz und Fichtennadeln, der weiche Duft von Birkenrinde und gemahlene Eichenrinde. -
Zum Weissagen bieten sich klassische, heimische Wahrsage-Kräuter an, wie Haselnuss und Schafgarbe und auch Hollunderblüten für die Verbindung zu Mutter Holle dürfen nicht fehlen. Zum Abrunden und Füllen des Räucherwerks bieten sich exotische, dunkle Harze an wie Styrax, Drachenblut oder Benzoe.
Aus unserem Sortiment: Räuchermischungen mit Amanita Muscaria
Fliegenpilz Rauchen – das Räuchern von Innen
Neben dem klassischen Räuchern gibt es auch die Möglichkeit, den Rauch des Fliegenpilzes direkt zu inhalieren, beispielsweise mit einer Bong oder Pfeife. Diese Methode verstärkt die Wirkung und führt zu einer schnelleren Wahrnehmung der Eigenschaften des Fliegenpilzes. So schnell die Wirkung da ist, so schnell verfliegt sie auch wieder – deshalb ist der Fliegenpilz leicht zu dosieren und das Rauchen eine Form, die sich für weitere Annäherungsversuche ideal eignet.
Hut, Haut oder „Harz“?
Hier scheiden sich die Geister.
Raphael schätzt es, nur die oberste rote Schicht zu rauchen, die sich vom frisch gepflückten Hut wie eine Pelle abziehen lässt. Der Rauch der Huthaut bringt für ihn Leichtigkeit und viel Kichern mit sich.
Mela dagegen nimmt Huthaut nur da ab, wo das Fruchtfleisch der Pilze schon zuviel Maden haben, als dass sie sie mit nach Hause nehmen möchte – ansonsten findet sie das Zerkleinern von getrockneten Hüten völlig ausreichend. Hier gibt es von manchen Seiten Befürchtungen, dass Sporen in die Lunge gelangen und dort Schaden anrichten könnten. Bislang sind dies jedoch nur theoretische Überlegungen, es gibt keine bekannten Fälle dazu.
Manche Menschen, die einen stärkeren Effekt wünschen, reduzieren einen Heißwasserextrakt so lange ein, bis eine zähe, „harzige“ Masse entsteht, die manchmal sogar noch gehärtet wird – dieses zähe Zeug lässt sich portionsweise gut mit Kräutern verkneten und dann als Kügelchen in einer Pure-Pipe/Gypsi-Pfeife rauchen. Aber Achtung: Amanita Muscaria ist hygrophil, das heißt, die Masse wird mit der Zeit Feuchtigkeit ziehen, außer man vakuumiert es jedes Mal.
Hinweise zum Rauchen von Fliegenpilz-Hut
Verwende ausschließlich knackig durchgetrockneten und fein gemörserten Fliegenpilz – kein Pulver, denn das würde dir den Pfeifenkopf verstopfen.
Halte zusätzlich ein Feuerzeug, eine kleine Schale für Asche und einen Zahnstocher zum Entfernen der Asche bereit.
Wenn du ungeübt bist, empfiehlt sich eine Bong, durch sie wird der Rauch leicht befeuchtet und ist auch für Nichtraucher gut verträglich. Aber auch in einer Pfeife oder gedreht ist der Rauch gut verträglich, denn Amanita Muscaria befeuchtet die Schleimhäute.
Nimm dir auch hier erst einen kurzen Moment, um deine Umgebung und deinen Körper sowie dein Denken und Fühlen wahrzunehmen – so kannst du leichter den Unterschied beobachten, wie dein System nach dem Inhalieren reagiert.
Sei vorsichtig mit der Menge, wenn du schnell überreizt bist oder mit einem angespannten Nervensystem dealen musst.
Der Fliegenpilz verträgt sich hier gut mit Cannabis (dessen Paranoia-Aspekt durch AM ausgeglichen wird), Johanniskraut oder Königskerzenblättern (das Wollkraut Verbascum thapsus weitet die Atemwege und macht sie aufnahmefähig) – bitte keine Baum-Harze zum Rauchen verwenden!
Wer einen Vaporisierer hat, kann sich über die Zerstörungspunkte der Substanzen auf Wikipedia schlau machen und ihn entsprechend einstellen – wir haben noch keine persönlichen Erfahrungen dazu.
Fun Fact
Amanita Muscaria war früher in manchen Rezepturen von sogenannten Asthmazigaretten enthalten – man wusste also schon früher über die Schleimhaut-befeuchtende und -entspannende Wirkung Bescheid!
Deine innere Haltung birgt die Magie
Das Räuchern mit Fliegenpilz ist ein sanftes aber dennoch kraftvolles Werkzeug – wie bei allen schamanischen Substanzen empfiehlt sich die Begegnung mit Intention, den Rauch in Maßen zu nutzen und auf deinen Körper zu hören.
Dabei finden wir es wichtig, mit dem Meisterwesen mit Respekt zu begegnen. Amanita Muscaria ist nicht nur ein Pilz, sondern ein Wesen mit einer besonderen Energie (oder biochemisch ausgedrückt: mit Alkaloiden, die unter anderem Rezeptoren in unserem Gehirn beeinflussen für kurze Zeit). Wenn du ihm mit Achtsamkeit und Dankbarkeit begegnest, kannst du mit seiner Magie auf einer tieferen Ebene in Kontakt kommen.
Das Räuchern mit dem Fliegenpilz ist eine Möglichkeit, die Kraft der Natur und dein eigenes Bewusstseins zu erforschen. Es vereint uraltes Wissen mit moderner Achtsamkeit und bietet einen Raum für Inspiration, Heilung und spirituelle Entfaltung. Indem du dich auf den Duft des Königs des Waldes einlässt, kann sich seine Wirkkraft in dein Leben integrieren – ein Geschenk, das weit über den Moment des Räucherns hinauswirkt.
Wir wünschen dir viel Freude beim Räuchern mit dem Fliegenpilz!